Völlige Verwahrlosung: Das ist nicht mehr hinnehmbar

Diese E-Mail zur Situation am Neumarkt erreichte uns am Wochenende. Sie stimmt nachdenklich und traurig. Der Frust und auch das Unverständnis ist groß über die Untätigkeit der Verantwortlichen in der Verwaltung! Nicht nur bei uns! Wir sind mit den Nerven am Ende!

„Guten Abend,

Ich bin vollkommen erschüttert, heute hat ein Junkie in der Kreissparkasse Köln , am Fenster zum Neumarkt, Heroin konsumiert. Quasi im Schaufenster. Die Stadt war voll. Ich bin gebürtige Kölnerin, 52 Jahre alt und kenn die Stadt gut. Meine Heimatstadt. Ich bin fassungslos und echt traurig über die Zustände am Neumarkt. Das ist nicht mehr hinnehmbar. Man kann die Gegend nicht mehr besuchen. Völlige Verwahrlosung an dieser Stelle. Ich habe kein Foto gemacht, dieser Anblick hat mich zu erschüttert.

Ich kann nicht freundlich grüßen, es war ein Schock für mich.“

Wir fordern Politik und Verwaltung auf endlich zu handeln! Wir brauchen Lösungen, keine Konzepte. Wir brauchen entschlossenes Handeln und keine jahrelangen Planungen. Wir brauchen Mut die Dinge pragmatisch vor Ort anzupacken und zu verändern, keine Versprechungen. Verwaltung und Politik sind für die Menschen da und kein Selbstzweck!

Mit den Nerven am Ende

Planen, Planen, Planen… Am Bedarf vorbei

Am Ende mit den Nerven sind nicht nur die Menschen in Kalk, sondern auch wir am Neumarkt! Denn auch hier spitzt sich die Lage mit den Drogen immer mehr und mehr zu. Und die Stadt plant schon seit über 5 Jahren einen Drogenkonsum. Nun verzögern sich die Arbeiten erneut. Und nach einer Mitteilung der Stadt Köln ist der geplante Raum im Gesundheitsamt am Neumarkt bereits in der aktuellen Planung mit viel zu wenigen Aufenthaltsmöglichkeiten für die Abhängigen ausgestattet! So müssen die Abhängigen zukünftig nach dem Konsum wieder auf die Straße. Unter den Fehlplanungen leiden nicht nur die Anwohner, Geschäftsleute und die Abhängigen, sondern vor allem auch unsere Kinder, deren Schulweg über den Neumarkt führt oder die, die die Zentralbibliothek und VHS oder Museen besuchen.

„Haben unsere Kinder kein Recht auf Schutz?“

Zurecht fragt eine Sprecherin des Elternbeirats einer Kita in Kalk, bezogen auf die Drogenprobleme dort: „Haben unsere Kinder kein Recht auf Schutz?“ (Express, 27.11.2021). Dieser Frage schließen wir uns genauso an! Die Untätigkeit des Sozialdezernats der Stadt Köln gefährdet nicht nur Menschenleben! Sie führt dazu, dass Menschen Angst haben. Angst um die Kinder, Angst um sich selbst. Angst beim Spielen in eine Spritze zu greifen, Angst, dass die Dinge zur Normalität werden.

Wann wird endlich gehandelt?

Wann wird endlich gehandelt? Nicht nur am Neumarkt, sondern in der ganzen Stadt. Die Lethargie und der jahrelange Planungsmarathon des Sozialdezernats unter der Leitung von Dr. Harald Rau sowie die fehlende Transparenz und die fehlende Einbeziehung der betroffenen Anwohner sind mittlerweile unerträglich!

Die Lage am Neumarkt ist katastrophal

Die Lage am Neumarkt spitzt sich dramatisch zu. Jeden Tag die gleichen Bilder: überall Abhängige, die auf offener Straße, in der HUGO-Passage, in Tiefgaragen und Hauseingängen Drogen konsumieren. Nicht nur am Neumarkt, sondern weit hinein in Wohnviertel nördlich und südlich des Neumarkts. Nicht nur tagsüber, sondern bis tief in die Nacht… Überall Spritzen und andere Hinterlassenschaften von Drogenkonsum. Sehr aggressives Verhalten der Konsumenten. Bedrohungen und Pöbeleien sind Alltag! Polizei und Ordnungsamt kommen nicht mehr hinterher. Bürger haben Angst bestimmte Ecken zu betreten. Angsträume verfestigen sich im Herzen unserer Stadt!

Und was macht die Stadt dagegen? Die Errichtung des 2016 im Rat verabschiedeten Drogenkonsumraums am Neumarkt hat noch nicht einmal begonnen! Der mobile Drogenkonsumbus im Cäcilienhof ist vor 6 Monaten abgebrannt. Bis heute wurde nichts Neues beschafft! Wie kann das sein? Hier werden Anwohner und Abhängige komplett sich selbst überlassen. Die FDP Köln hat nun eine offizielle Anfrage an die Verwaltung und den Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses gestellt, mit 3 konkreten Fragen wie es weiter geht. Diese Fragen brennen auch uns Anwohnern sehr unter den Nägeln. Lesen Sie mehr unter AN/2393/2021.

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Gipfel gegen Verwahrlosung der Innenstadt

Es muss endlich etwas passieren! Es wurde schon viel zu viel Zeit verschwendet. Die Innenstadt droht zu kippen. Sie verwahrlost immer mehr. Die Trinker- und Drogenszene nehmen Überhand. Immer mehr verwahrloste Menschen, immer mehr Obdachlose und bettelnde Menschen. Die Partyszene gerät in einigen Bereichen der Stadt außer Kontrolle. In vielen Bereichen der Innenstadt Müll über Müll, fehlende öffentliche Toiletten, ein in vielen Bereichen einfach schmuddeliges Straßenbild.

Daher haben sich seit September dieses Jahres insgesamt mittlerweile 14 Bürgervereine und Interessengemeinschaften der Innenstadt zusammengefunden und am 04.11.21 zu einem gemeinsamen Gipfel im großen „Saal Heumarkt“ des Maritim-Hotels geladen, um das Thema Verwahrlosung der Innenstadt anzugehen. Neben den Vertretern der Bürgervereine und Interessensgemeinschaften, denen auch die Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt angehört, waren führende Sozialvereine der Stadt, der Bezirksbürgermeister Andreas Hupke, Stadtdirektorin Andrea Blome, Patricia Fromme vom Amt für Arbeit Soziales und Senioren, der Führungsleiter der Polizei Innenstadt, Jürgen Mehlem und der Leiter des Ordnungsamts Wolfgang Büscher anwesend. Moderiert wurde der Abend vom Vorsitzenden unserer Bürgerinitiative Guido Köhler.

Das „Bündnis Innenstadt“ besteht aus folgenden Bürgervereinen und Interessengemeinschaften: ABC Südstadt IG, Bürgergemeinschaft Altstadt, Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt, Bürgerverein Kölner Eigelstein, Gastro Kwartier Latäng, IG Altstadt, IG Deutz, IG Kolumba, IG Mittelstraße, IG Neumarkt, ISG Severinstraße, Bürgerinitiative Mauritiusviertel, Pro Stadtgarten und Stadtmarketing Köln. Weitere 4 Initiativen wollen sich anschließen.

Von den Sozialvereinen nahmen teil: Sozialdienst katholischer Frauen (SKF), Sozialdienst katholischer Männer (SKM), Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ, mit Gulliver und Lore), Vringstreff, Oase, Diakonie Michaelshoven, Johannesbund, Arche für Obdachlose und die Drogenhilfe Köln.

Bei der Auftaktveranstaltung stand das Thema Obdachlosigkeit in Verbindung mit der Trinker- und Drogenszene im Fokus. Viele Fragen stehen im Raum: Wieso können Obdachlose beispilesweise nicht in ein Obdachlosenheim, wenn sie alkoholisiert sind? Warum dürfen sie oft ihre einzige Bezugsperson, den Hund, nicht in ein Obdachlosenheim nehmen? Warum dürfen in Obdachlosenheimen medizinisch überwacht nicht auch Drogen konsumiert werden? Warum müssen die Obdachlosen morgens um 8 die Einrichtungen wieder verlassen? Warum gibt es keine ausreichenden tagesstrukturierenden Angebote (auf die im Übrigen ein Rechtsanspruch besteht)? Warum kommuniziert der Verkehrsdienst nur unzureichend mit dem Ordnungsdienst bei Auffälligkeiten? Warum ist die Vernetzung zwischen KVB – Ordnungsamt und Polizei nur unzureichend? Warum gibt es keine ausreichende Vernetzung der Ordnungsbehörden und KVB mit Streetworkern? Warum gibt es zu wenige Streetworker? Warum können einfach so Haus- oder Geschäftseingänge von Obdachlosen „besetzt“ werden? Wieso wird zugelassen, dass Menschen überall einfach auf der Straße liegen? Wieso gibt nicht ausreichende öffentliche Toiletten? Wieso quellen die Mülleimer über? Wieso ist das Stadtbild häufig so schmuddelig und und und…

Das sind Themen, die schon längst hätten angegangen werden müssen. Ja! Sie lassen sich jedoch nicht an einem Abend lösen. Wir brauchen auch keine weiteren Schnellschüsse. Wir brauchen koordiniertes und wirksames Handeln, das allen Betroffenen hilft: Den Hilfsbedürftigen genauso wie den Anwohnern, Geschäftsleuten, unseren Kindern und den Besuchern unserer Stadt. Ziel ist ein gesamtheitliches Konzept, aber auch kurz- und mittelfristige Maßnahmen aus dem Dreiklang Ordnung, Sicherheit und Hilfe. Dabei wollen alle Beteiligte aus Augenhöhe zusammenarbeiten.

Das Ergebnis des Termins war durchaus positiv: Erstmals haben sich 14 Bürgervereine mit 9 Sozialvereinen zusammengefunden. Gemeinsam sind wir nicht mehr zu überhören. Das Thema ist angekommen. Stadtdirektorin Andrea Blome hat zugesagt unter ihrer Federführung ein Projekt einzurichten, in dem dann dezernatsübergreifend an einzelnen Themen gearbeitet wird, um der Verwahrlosung zu begegnen. Arbeitsstruktur und konkrete erste Themen werden in einem Folgetermin im Januar 2022 zusammen mit Frau Blome, dem Bündnis Innenstadt sowie relevanten Akteuren aus der Verwaltung, Ordnungsbehörden, Sozialvereinen etc definiert.

Auch der Kölner Stadt-Anzeiger (Link zum Artikel) und der Express (Link zum Artikel) berichteten am 08.11. ganzseitig über den Gipfel.

 

Anbei einige Impressionen des Abends:

Saal Heumarkt im Maritim Köln

Vertreter:innen der 9 Sozialvereine diskutieren auf der Bühne

Stadtdirektorin Frau Andrea Blome betont die Bedeutung des Abends

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke spricht zu den Anwesenden

Neue Fahrradstraße und Ampelanlage am Neumarkt

Die Fahrraddstraße in der Fleischmengergasse und die neue Ampelanlage am östlichen Neumarkt sind fertiggestellt. Der Radverkehr wird direkt in die Fleischmengergasse geleitet, deren Fahrbahn in Teilen erneuert wurde und die bis zur Bayardsgasse nun verkehrsberuhigt aus Fahrradstraße ausgewiesen ist.

Leider gab es hier keine Bürgerbeteiligung. So konnten wir unsere Ideen nicht einbringen. Gern hätten wir im Rahmen der Umgestaltung mehr Außengastronomie und Grün vorgesehen. Auch wurde nichts an der Breite des sehr schmalen Verkehrsübergangs geändert. In unseren 16 Gestaltungsideen zum Neumarkt (S. 4 bis 7) haben wir vorgeschlagen diesen Übergang für Fußgänger und Radfahrer zu verdreifachen. Genug Platz ist da. Im Rahmen unserer Mitarbeit in der städtischen Arbeitsgruppe Neumarkt sind wir mit der Stadt in den Gesprächen zur Umsetzung dieser Ideen.

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