Drogenkonsumraum am Neumarkt eröffnet

Am 20.05.2022 war es soweit. 6 Jahre nach Beschluss durch den Rat der Stadt Köln ging der Drogenkonsumraum am Neumarkt nun am 20.05.22 im Gesundheitsamt am Neumarkt in Betrieb. Es ist ohne Zweifel ein sehr umstrittenes und in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiertes Projekt.

Zunächst hatte das Sozialdezernat der Stadt Köln unter Leitung von Dr. Harald Rau in 2017 geplant den Drogenkonsumraum in die kleine enge Thieboldsgasse am Neumarkt direkt gegenüber von einem Hotel und einem Wirtshaus zu setzen. Dagegen haben wir uns damals sehr gewehrt. Dann kam das Sozialdezernat auf die Idee Container an die Stadtbibliothek zu stellen, um da den Drogenkonsum stattfinden zu lassen vor den Augen unserer Kinder. Auch dagegen haben wir uns vehement gewehrt und der Stadt Köln schlussendlich im Jahr 2019  vorgeschlagen den Drogenkonsumraum direkt in das Gesundheitsamt am Neumarkt zu bringen, nachdem die Stadt einfach keine passende Immobilie in Neumarktnähe mehr finden konnte. Unseren Vorschlag haben Politik und Verwaltung aufgegriffen und dann mit den Planungen im Gesundheitsamt begonnen. Nun wurde der Drogenkonsumraum nach 2,5 Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnet. Bis heute leider ohne Bürgerbeteiligung. Diese fehlende Beteiligung der Anwohnenden und Geschäftsleute bei den Planungen und der Realisierung haben wir mehrfach deutlich gegenüber Politik und Verwaltung kritisiert (siehe u.a. die Klarstellung der Bürgerinitiative zu fehlender Bürgerbeteiligung bei Drogenkonsumraum)

Ausstattung des Drogenkonsumraums

Der Drogenkonsumraum erstreckt sich über 120 m² und verfügt über insgesamt 12 Plätze, 6 für den intravenösen Konsum (spritzen) und 6 für den inhalativen Konsum (rauchen). Darüber hinaus gibt es noch ein paar Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen, Möglichkeiten zum Duschen, ein WC, eine Waschmaschine, eine kleine Küche und einen Raum für die Wundversorgung. Auf Einladung des Gesundheitsamts konnten wir uns den Raum auch mal anschauen. Es war schon sehr beeindruckend, vor allem auch einmal hautnah zu sehen, in welcher Notlage sich die Menschen befinden, die dort hingehen müssen.

Das Versprechen der Stadt Köln an die Stadtgesellschaft: Der Raum wird das Umfeld beruhigen

Die Stadt Köln verspricht mit dem Drogenkonsumraum eine signifikante Beruhigung des Umfelds, denn seit Jahren leiden Anwohnende und Geschäftsleute unter der ausufernden Drogenszene am Neumarkt. Überall Dealer und Abhängige, die in den Hauseingängen, Treppenabgängen, im U-Bahn-Bereich, auf dem Neumarkt ja einfach überall Drogen handeln und Drogen konsumieren. Der Drogenhandel wird mit dem Raum leider bleiben, denn in dem Raum gibt es keine Drogen, die muss man sich vorher illegal weiter auf dem Neumarkt kaufen. Aber das Sozialdezernat der Stadt Köln verspricht, dass der Drogenkonsum im öffentlichen Raum nun mit dem Raum drastisch zurück geht.

Leider merken wir von dem Versprechen noch nichts: Die aktuelle Situation

Leider sehen wir von der versprochenen Beruhigung des Umfelds noch nicht sonderlich viel. Der Drogenkonsumraum hat bislang auch nur Montag – Freitag von 8:00 – 15:30 Uhr geöffnet. Das passt vorne und hinten nicht, da natürlich gerade in den Abendstunden bis tief in die Nacht hinein Drogen konsumiert werden. Teilweise in riesigen Gruppen von 10-20 Personen. Da wird es schnell sehr gruselig, wenn es dunkel ist. An den Wochenenden hat der Raum gar nicht geöffnet, der Drogenkonsum macht da aber natürlich nicht Halt. Auch gibt auch keine richtigen Aufenthaltsmöglichkeiten für die Abhängigen vor und nach dem Konsum. Sie müssen nach 30 Minuten den Raum wieder verlassen und befinden sich dann wieder auf dem Neumarkt und den daran angrenzenden Bereichen.

Diesen Zustand haben wir gegenüber der Stadt bereits deutlich und auch schriftlich kritisiert. Es war auch ein Versprechen der Stadt an uns, dass der Raum 7 Tage die Woche geöffnet hat. Wir fordern daher längere Öffnungszeiten an 7 Tagen die Woche bis tief in die Nacht und auch Aufenthaltsmöglichkeiten mit intensiver Beschäftigung und Begleitung der Abhängigen, damit diese eben nicht nach dem Konsum wieder auf die Staße fallen. Leider fehlt es derzeit an Allem: Geld, Personal und an Räumen. Auch gibt es viel zu wenige Sozialarbeiter, die im Umfeld des Neumarkts tätig sind und die Drogenabhängigen zum Drogenkonsumraum bringen. So passiert es derzeit all zu oft, dass direkt neben dem Drogenkonsumraum in der Lungengasse, am Neumarkt oder im Josef-Haubrich-Hof Drogen konsumiert werden, obwohl der Raum geöffnet hat. Das Chaos bleibt also bis auf Weiteres vor unseren Türen zusammen mit einem der größten Drogenkonsumräume Deutschlands im Herzen unserer Stadt.

Neben einer vernünftigen und vor allem ausreichenden Ausgestaltung des Drogenhilfeangebots brauchen wir aber auch deutliche ordnungspolitische Präsenz. Hier sind wir derzeit im direkten Austausch mit dem Zentrum für Kriminalprävention und Sicherheit  der Stadt Köln sowie dem Ordnungsamt. Letzteres hat zugesagt die Situation auch dank unserer Schilderungen nun intensiv zu beobachten und niederschwellig bei Störungen einzuschreiten. Bitte rufen Sie bei Bedarf jederzeit das Ordnungsamt an unter 0221 221 32000. Denn eines darf nicht passieren: dass wir als Stadtgesellschaft Hilfsangebote schaffen und dies dazu führt, dass im Umfeld des Drogenkonsumraums Angsträume entstehen und sich verfestigen.

Wir beobachten die Situation weiter sehr genau und fordern das Sozialdezernat auf seine Versprechen an die Stadtgesellschaft einzulösen, dass dieses Hilfsangebot allen hilft: Den Drogenabhängigen und durch die Beruhigung des Umfelds auch den Anwohnenden, Geschäftsleuten sowie den Besuchern des Neumarkts und des Umfelds.

6 Plätze zum intravenösen Konsum (spritzen)
6 Plätze zum inhalativen Konsum (rauchen)
Aufsichtsraum
Sterile Utensilien
Raum zur medizinischen Versorgung
Duschen und Toiletten