Offener Brief eines Immobilienbesitzers am Neumarkt an Oberbürgermeisterin Reker

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker,
sehr geehrter Herr Stadtdirektor Dr. Keller,
sehr geehrter Herr Dr. Rau, sehr geehrte Frau Dr. Bunte,
sehr geehrte Damen und Herren in den Fraktionen und Fachausschüssen des Rates der Stadt Köln und in den relevanten Verwaltungspositionen,

wir sind Eigentümer und Verwalter des Wohn- und Geschäftshauses am Neumarkt 47. In den letzten Jahren mussten wir mit ansehen, wie der Neumarkt und die angrenzenden Geschäftsstraßen immer mehr verwahrlosen. Die Drogendealer wickeln ungeniert in aller Öffentlichkeit ihre Geschäfte ab; eine rasant gestiegene Zahl von Drogenabhängigen, Alkoholikern, Bettlern und Obdachlosen prägt das Bild im öffentlichen Raum. Sie liegen in Hauseingängen und vor Geschäften und hinterlassen dort Müll und Exkremente. Besonders beunruhigend ist das immer aggressivere Auftreten dieser Menschen.

Wir und unsere Mieter werden dadurch massiv beeinträchtigt.

Zum Beispiel klagt der Mieter des Speiselokals im EG über Belästigungen und Diebstahlversuche. Eine Wohnungsmieterin hat kurzfristig den Mietvertrag gekündigt, obwohl sie erst gerade eingezogen. Begründung. Sie wäre einem Junki im Treppenhaus begegnet. USW

Leider haben wir nicht den Eindruck, dass die Stadtverwaltung die Dimension dieser Problematik auch nur ansatzweise erkannt hat. Als einzige Maßnahme ist uns bislang die geplante Einrichtung eines Drogenkonsumraums in der Thieboldsgasse bekannt. Abgesehen vom Heroinkonsum auf offener Straße wird dadurch keiner der oben aufgezählten Missstände beseitigt; der allgemeinen Verwahrlosung des Stadtbilds wird damit nicht abgeholfen. Ganz im Gegenteil dürfte der Drogenkonsumraum die bestehende Lage noch verschlechtern, denn er wird wie ein Magnet die Drogendealer und Drogensüchtigen anziehen, so dass sich die Szene rund um den Neumarkt noch weiter vergrößert.

So kann es nicht weitergehen! Für eine Großstadt sind florierende Einkaufsstraßen unerlässlich; speziell für Köln ist auch eine vergleichsweise dicht bewohnte Innenstadt prägend. Beides setzt aber ein gewisses Maß an Sicherheit und öffentlicher Ordnung voraus. Alle oben aufgezählten Phänomene sozialer Problemgruppen sind für Großstädte typisch, in Köln ist jedoch die Grenze des Zumutbaren inzwischen deutlich überschritten. Sollte sich die Situation nicht bald nachhaltig bessern, werden die Kunden den Einzelhandelsgeschäften fernbleiben, viele Geschäfte werden schließen müssen und die Anwohner werden in gepflegtere Stadtviertel umziehen. Es droht eine Abwärtsspirale, die schwer aufzuhalten ist.

Viel zu lange schon hat die Stadtverwaltung diese Probleme ignoriert. Wir fordern Sie auf, nun endlich zu handeln! Die Drogenabhängigen, Alkoholiker und Obdachlosen brauchen adäquate Hilfe, um von der Straße weg zu kommen. Nicht alle diese Hilfsangebote können und müssen aber genau dort angesiedelt werden, wo sich diese Menschen aktuell bevorzugt aufhalten. Sozialpolitik darf auch eine lenkende Funktion wahrnehmen. Die Innenstadt muss insgesamt spürbar von den sozialen Problemen, die sich hier zusammengeballt haben, entlastet werden. Der öffentliche Raum muss wieder seiner Bestimmung gemäß für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen und darf nicht von kleinen Randgruppen dominiert werden.

Es ist für uns nicht nachvollziehbar, weshalb Sie einen so zentralen Platz wie den Neumarkt derartig verkommen lassen. Hier ist dringend ein umfassendes Konzept zur Verbesserung der Gesamtsituation erforderlich. Ihren Ideen und Maßnahmen sehen wir mit Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen

Falderbaum Immobilien KG

HG Falderbaum